Unweigerlich wie auch plötzlich kommt sie immer, die Zeit, in der ein weiteres Jahr sein Ende nimmt. In unserer so hektischen und von ständigem Zeitdruck geprägten Epoche wird es mal wieder Zeit für etwas mehr Ruhe, um auch mal wieder Inne zu halten und die Hektik hinter sich zu lassen. Daher blickt der Jahresrückblick nicht nur auf die Ereignisse des aktuellen Jahres, sondern auch auf die der Jahrestage früherer Ereignisse zurück. Mit diesem Blick in die Vergangenheit möchte der Artikel einen kleinen Beitrag zur dringend notwendigen Entschleunigung leisten, damit das Jahr ganz in Ruhe ausklingen kann.
Nimmt man es nur so wahr oder war das vergangene Jahr noch anstrengender und hektische als das Jahr zuvor? Dazu tragen auch die extremen Meinungen zu egal welchem Thema bei. Ständig von einem Extrem in das andere, als wenn dies die Lösung für welches auch immer gelagerte Problem auch immer sei. Hauptsache populistisch und extrem in der Hoffnung auf ein großes mediales Echo. Eine objektive, ruhige und sachliche Diskussion gibt es scheinbar nicht mehr, ob Klima, SUV, Handel, Anschläge oder egal welches andere Thema gerade mal wieder aktuell ist – allen sei gesagt, auch wer am lautesten schreit, hat nicht automatisch recht und jeden Tag mit einer neuen und sehr oft dazu dummen Idee kommen nützt auch nichts. Was auch richtig nervt ist der Satz, aber irgendwas mussten wir ja machen oder die ständige Wiederholung von den immer gleichen Themen bis man sich nicht mehr hören kann und sie einfach nur noch ein nerviges Grundrauschen ohne Bedeutung sind. Um jetzt einfach mal gegen den Strom zu schwimmen und nicht auf die Themen zu schwenken, die gerade Hip und unbedingt negativ behaftet sein müssen, damit diese besonders populistisch der Welt mitgeteilt werden können, kommt jetzt der Blick in die Vergangenheit und auf Themen die bis heute die (IT-) Welt geprägt haben.
Vor 50 Jahren hat wohl eine der größten Leistungen der Menschheit stattgefunden, als 1969 die NASA mit der Apollo 11 Mission auf unserem Mond landete. Das war ein riesiger Schritt für die Menschheit und zeigt, wozu wir fähig sind und was wir durch Entwicklung von entsprechender Technologie in der Lage sind umzusetzen. Selbst heute ist es immer noch eine beeindruckende Leistung, woran sogar 50 Jahre später noch unbemannte Versuche scheitern wieder auf dem Mond zu landen.
Zehn Jahre später und zwei Jahre nach ihrem Start passierte 1979 Voyager 1 den Jupiter und funkte nicht weniger beeindruckende Bilder zur Erde und setzte ihre Reise zum Saturn fort. Seit August 2012 befindet sich die Sonde Voyager 1 im interstellaren Raum und ist damit das erste von Menschen geschaffene Objekt, welches diese Grenze erstmalig erreicht hat. Wer etwas Zeit und Muße übrig hat, sollte sich den Dokumentarfilm “The Farthest” über Voyager ansehen. Apropos Filme und Weltraum, Ridley Scott’s “ALIEN” wird ebenfalls 40 Jahre alt.
AMD wurde dieses Jahr auch 50 Jahre alt, das 1969 gegründete Unternehmen ging erst zehn Jahre später an die Börse und ist aktuell nach vielen Höhen und Tiefen wieder auf konkurrenzfähiges Niveau zu Intel und sogar bei einigen Produkten Marktführer. Monty Python’s Flying Circus wurde ebenfalls 50, wie man jetzt von AMD und Intel auf Monty Python kommt, keine Ahnung – nun aber zurück zum Jahresrückblick.
Nicht nur Alien wurde 40, sondern auch die CD und der Walkman von Sony, bis zum Discman dauerte es dann aber noch fünf weitere Jahre, als dieser 1984 auf den Markt kam.
Vor 30 Jahren wurde im Jahr 1989 der Grundstein für das uns bekannte World Wide Web im schweizerischen Genf und dort genauer im CERN von (heute Sir) Tim Berners-Lee gelegt, als er damals im Mai die Idee dazu im CERN vorstellte. Die Tragweite dessen, lässt sich selbst heute noch nicht wirklich begreifen, was sich alles auf Basis dieser Idee entwickelt hat. Entwickelt wurde das WWW auf einem NeXT Cube Computer mit unixoidem Betriebssystem der Firma NeXT, welche von Steve Jobs nach seinem Rauswurf bei Apple gegründet wurde – der Rest ist Geschichte. Angesichts dessen, was das WWW ausgelöst hat, wirken 30 Jahre Gameboy, der 30. Geburtstag der IT Fachzeitschrift iX oder gar das MS Office Paket mit seinen 30 Jahren daneben fast unscheinbar. Interessant beim Office ist aber, dass es dies zuerst für den Mac gab und die Version für Windows erst noch folgen sollte.
Vor einem ¼ Jahrhundert, im Jahr 1994 musste leider Commodore, der Hersteller des legendären C64, Insolvenz anmelden und ebenfalls vor 25 Jahren erschien der Netscape Navigator im Oktober 1994 in der Version Mosaic Netscape 0.9, nur fünf Jahre nach der Idee zum WWW und wirkte wie ein Katalysator für dieses. Intel hatte 1994 ein ganz anderes Problem, der Pentium 60, 66, 90 und 100 hatte den berüchtigten FDIV Bug, der zu einem Rechenfehler bei der Gleitkommaeinheit führte. Wie bei Spectre und Meltdown spielte Intel erst den Fehler herunter, legte dann aber nach massiver Kritik ein Austauschprogramm auf.
Apple ging es zu dieser Zeit wirtschaftlich nicht gut und das Unternehmen stand kurz vor der Insolvenz, holten aber durch den Kauf von NeXT 1997 Steve Jobs wieder zurück, womit der Aufstieg von Apple begann. Gerade mal zwei Jahre später stellte Apple 1999 passend zum ersten iMac das iBook mit WLAN vor und startete ab dann komplett durch.
Ebenfalls startete im Jahr 1999 das Projekt seti@home und man könnte sagen, dass es damals das erste weltweite Grid-Computing Projekt war. Astrophysiker auf der ganzen Welt sammelten Daten mit ihren Radioteleskopen auf der Suche nach außerirdischen Signalen. Da aber die Datenmengen so riesig war und viel zu groß für die Rechenzentren der Einrichtungen, baten sie den Rest der Welt um Mithilfe die Daten zu analysieren. Dazu wurde dann das Projekt seti@home von der Universität Berkeley ins leben gerufen, bei dem jeder mithelfen konnte, die Daten zu analysieren. Es gab damals im ursprünglichen Projekt Windows Screensaver oder einfach nur Windows oder Linux Varianten für die Console. Diese holten sich dann kleine Datenmengen ab, analysierten diese und schickten das Ergebnis wieder zurück. Seit ein paar Jahren hat seti@home von der eigenen Software zur BOINC gewechselt, welche als universelle Basis für verschiedene wissenschaftliche Projekte dient, die ebenfalls Rechenleistung in Form von CPU und GPU zur Unterstützung benötigen. Um bei CPU und GPU Rechenleistung zu bleiben, Counter Strike ist ebenfalls 20 Jahre alt geworden.
Nur fünf Jahre jünger ist Gmail, welches dieses Jahr seinen 15. Geburtstag feierte. Aber die eMail an sich gibt es noch viel länger, die erste Mail in Deutschland wurde vor 35 Jahren, am 3. August 1984 an der TU Karlsruhe empfangen. Deutlich jünger sind da schon mit nur 10 Jahren die Suchmaschine Bing von Microsoft, der Bitcoin und der Messenger WhatsApp. So langsam, aber sicher kommen wir nun zu den Ereignissen des aktuellen Jahres, wobei die Auswahl der Themen sehr schwerfällt. Was ist interessant oder wichtig genug, um im Jahresrückblick zu erscheinen und was ist eher langweilig oder belanglos? Wie immer ist dies eine sehr schwere Frage und die Auswahl der Themen ist natürlich auch sehr subjektiv.
Gleich zu Beginn des Jahres geht es schon los, Oracle Java ist ab Januar bei kommerzieller Verwendung kostenpflichtig. Zwar darf man aber die neueste Version für 6 Monate nutzen, muss dann aber auch immer auf die aktuelle Version umstellen. Wie großzügig, es ist ja auch gar kein Problem für ein Unternehmen zweimal im Jahr das jeweils aktuelle Java global auszurollen und gleichzeitig sicherzustellen, dass alle Applikationen damit auch funktionieren. Typisch Oracle, auf der anderen Seite will so eine Yacht für den Americas Cup ja auch irgendwie bezahlt werden. Einige Hersteller wie zum Beispiel Atlassian haben reagiert und setzen auf OpenJDK, auch Redhat geht andere Wege, weg von Oracles Java.
Im März wurde der Hack von Citrix durch das FBI und nicht von Citrix selbst bemerkt und bekannt, bei dem die Angreifer unbemerkt seit Oktober 2018 Zugriff auf das Netzwerk von Citrix hatten und dabei zahlreiche Daten entwendeten. Über die Hintergründe und welchen Umfang der Hack wirklich hatte ist nach wie vor so gut wie nichts bekannt.
Die USA bzw. deren Präsident Trump setzen den chinesischen IT Hersteller Huawei im Mai auf eine schwarze Liste und verbieten dadurch jegliche Geschäftsbeziehungen von US Firmen mit Huawei, wenn diese nicht ausdrücklich genehmigt werden. Die ersten Sonderlizenzen für US Firmen, um wieder offizielle aber darin geregelte Geschäftsbeziehungen zu Huawei aufnehmen zu dürfen, gab es dann im Oktober. Welche langfristigen Auswirkungen dieses wohl eher kurzsichtige Manöver haben wird, ist noch gar nicht abzusehen. Damit wurde nicht nur Huawei, sondern auch allen anderen in der Welt klar, wie abhängig die IT von US Produkten bzw. Firmen ist. Auf der anderen Seite hat es den US IT Firmen gezeigt, wie abhängig sie von ausländischen Kunden sind. Geschadet hat es allen, denn bei so etwas gibt es keinen Sieger, da die globale Abhängigkeit untereinander so verflochten ist, dass diese so gut wie nicht aufgetrennt werden können. Unabhängig davon, hat es Huawei mehr als nur deutlich gezeigt, dass sie unabhängiger werden müssen. Langfristig dürften damit die Umsätze div. US Hersteller mit Huawei zurückgehen, insbesondere die der Chiphersteller, wie Intel & Co., dazu aber später noch etwas mehr. Aber Huawei sind nicht die einzigen, die auf die schwarze Liste gekommen sind. Getroffen hat es auch andere IT Firmen und hier im Besonderen im Bereich KI. Venezuela erging es ähnlich, durch eine Executive Order aus dem August sperrte Adobe für Kunden aus dem Land den Zugriff auf die Creative Cloud. Da dies nicht nur die dort abgelegten Dateien, sondern auch die Lizenzprüfung umfasst, kann zum Beispiel Photoshop CC nicht mehr legal benutzt werden, wie Golem im Oktober berichtete. Die noch laufenden Kosten des Abos sollen nicht zurückerstattet werden.
Im September war wegen einer (D)DoS Attacke Wikipedia nicht mehr zu erreichen. Jetzt sind zwar (D)DoS Attacken nicht wirklich was neues in der IT, diese aber schon, denn es war nur der Probelauf für eine (D)DoS Attacke die aus lauter Bot’s von IoT Geräten bestanden hat. Das dürfte nur der Vorgeschmack auf das was noch kommen wird gewesen sein.
IBM hat die Übernahme von Redhat komplett abgeschlossen und hat noch einmal bekräftigt, dass Redhat vollständig eigenständig und komplett in der OpenSource Welt verankert bleibt, wie man es kennt. Das IBM sich Redhat “gesichert” hat, ist aber nicht wirklich eine Überraschung, denn Redhat ist einer der Linux Anbieter der IBM Mainframes und deren Power-CPU’s komplett unterstützt. Bevor nun Redhat von Oracle oder jemand anderen übernommen wurde und sich damit IBM in dessen Abhängigkeit begeben hätte, war es nur logisch, Redhat für sich zu sichern. Der Mehrwert für IBM liegt zum einen in der Redhat Basis für die eigene Cloud und wie schon gesagt bei den Mainframes. Passend dazu hat IBM dieses Jahr die z15 bzw. die LinuxONE III vorgestellt, die bis zu 190 12-Core Power9 Units mit 5,2 GHz und 40 TB Hauptspeicher ausgerüstet werden können. Der Vollständigkeit halber sollte nicht unerwähnt bleiben, dass SLES als auch Ubuntu Server auf den Systemen betrieben werden können. Um bei den Superlativen zu bleiben, gab es dieses Jahr auf der ISC’19 (International Supercomputing Conference) eine Wachablösung, AMD CPU’s sind vor Intel die erste Wahl bei neuen Projekten, sowie sind auf ARM basierende Systeme tendenziell im Kommen. Dazu passend hat Huawei ihren neuen und ebenfalls auf ARM basierenden KI Prozessor Ascend 910 als direkte Konkurrenz zu Nvidia vorgestellt. Der Ascend 910 ist der zurzeit schnellste AI Prozessor mit 256 TFLOPS (bei FP16) und verbraucht dabei nur 310 Watt. Schon zu Beginn des Jahres hatte Huawei mit dem Kunpeng 920 einen 64-Core ARM Server Prozessor mit 2,6GHz auf ARMv8 Basis vorgestellt, die auch den Mitbewerbern entsprechende davongelaufen ist. Dieses Engagement in Sache ARM dürfte auch als loslösung von der x86 Abhängigkeit und somit von US Firmen gesehen werden. Zudem engagiert sich Huawei ebenfalls bei der RISC-V Architektur, der eine große Zukunft vorhergesagt wird.
Apple und dessen veröffentlichung der neuen Betriebssysteme im September bescherte dem DE-CIX (Deutscher Commercial Internet Exchange) in Frankfurt einen neuen Rekord von satten 7.1 Tbps.
VMware setzt zukünftig auf Kubernetes und Container – VM’s gibt es natürlich noch, sind aber nicht mehr die primäre Strategie des Unternehmens. Das Thema Cloud ist auf den VMworlds in San Francisco und Barcelona omnipräsent, waren es im letzten Jahr noch mehr die VM’s an sich, die zwischen den Clouds hin und her geschoben wurden, sind es nun die Container und das Thema IoT, welches auch schon in den Jahren davor viel Bedeutung für VMware hatte und immer mehr zu den primären Themen wird. Zum Thema Container gab es im Mai einen entsprechenden Artikel hier im Blog. Dazu passend hat Redhat ihr RHEL 8 veröffentlicht und stellt mit Podman eine Alternative zu Docker vor. Das Thema Container ist auch “dass” Thema bei allen Linux Distributionen.
Das BSI hat vermehrt in diesem Jahr vor Cyber Attacken wie Emotet gewarnt, wie immer ist dies bei vielen auf taube Ohren gestoßen. Ein paar prominente Beispiele sind Rheinmetall Automotive AG mit einem Produktionsausfall in Amerika wegen einer Cyber Attacke, das Berliner Kammergericht, die medizinische Hochschule Hannover, die Norddeutschen Finanzämter oder die Neustädter Verwaltung. Dazu noch ein Datenleck in Comodo-Foren bei dem 170.000 Nutzer betroffen sind. Die Einschläge kommen näher und es ist sowieso nur eine Frage der Zeit und nicht ob es passiert.
Damit sind wir nun fast am Ende des Beitrags angelegt. Wie auch in den vergangenen Jahren möchte ich mich bei allen Lesern, Kunden und Partnern, auch im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen, für das vergangene Jahr bedanken. Es ist eben in der aktuellen Welt nicht mehr selbstverständlich, dass man das Miteinander und den dazu passenden Umgang pflegt. Leider ist es en vogue und auch viele in der Politik leben es vor, die Umgangsformen zu verlieren und ein egoistisch aggressiv geprägtes Verhalten an den Tag zu legen. Hier hat sich die Welt nicht zum Besseren gewendet, trotzdem und gerade deswegen ist es wichtig ein Zeichen zu setzen und auch an diejenigen zu denken die im Leben weniger Glück haben als andere. Aus diesem Grund möchten wir auch wieder dieses Jahr daran festhalten auf Weihnachtspräsente zu verzichten und auch im Namen unsere Kunden und Partner stattdessen an das Kinderhospiz Löwenherz, Ärzte ohne Grenzen und die Deutsche Welthungerhilfe zu spenden, in der Hoffnung, hier etwas zu bewirken und wenn es nur ein kleines Lächeln auf den Gesichtern derjenigen ist, die eben nicht auf der glücklichen Seite des Lebens stehen. In diesem Sinne, noch einmal vielen Dank für das vergangene Jahr und vor allem für das mittragen unsere Spendenaktion. Wir wünschen allen ein frohes und besinnliches Fest und vor allem ruhige und erholsame Tage, um den Stress hinter sich zu lassen und diese hoffentlich freie Zeit genießen zu können. Daher bleibt unser Büro auch in die Weihnachtswoche geschlossen. In diesem Sinne, allen ein frohes Fest und guten Rutsch ins neue Jahr.