Nach dem das Innenministerium unter Horst Seehofer mal wieder gegen Verschlüsselung vorzugehen will, sind es dieses mal die Messenger, die ins Visier genommen werden sollen. Die Ende-zu-Ende Verschlüsselung stört den Minister. Zwar wurde zwischenzeitlich wieder etwas zurückgerudert, aber ob das Thema wirklich vom Tisch ist weiterhin fraglich und somit ist es wichtig es auch weiterhin im Fokus zu behalten. Nachgedacht worden ist nicht wirklich, denn es stellt sich wieder die gleiche Frage, wie bei all den Diskussionen, bei denen es um die Schwächung oder die Aushebelung von Verschlüsselung geht: Wie dumm muss man eigentlich sein, anzunehmen, dass wenn man Verschlüsselung absichtlich schwächt oder entfernt, dass dies nicht auch durch Dritte, wie Cyber Kriminelle oder Nachrichtendienste andere Staaten ausgenutzt wird?!
Grundsätzlich ist jede Form von absichtlicher Schwächung oder Beeinträchtigung bei Verschlüsselungstechnologien als grob fahrlässig und als eine Gefahr für die nationale Sicherheit des Landes einzustufen. Es ist absurd und abenteuerlich wie das Innenministerium hier agiert. Offensichtlich wird dort auch nicht verstanden, was Ende-zu-Ende Verschlüsselung ist und warum es wichtig ist, dass bei einer einem solchen Verfahren der Anbieter selbst keine Inhalte von der Kommunikation sieht, sondern nur die beiden Kommunikationspartner sicher und vertraulich miteinander kommunizieren können. Aber es reicht scheinbar nicht, dass unsere IT Infrastrukturen tagtäglich massiven Cyber Angriffen ausgesetzt sind, muss nun das Innenministerium dem noch eins drauf setzen und wieder mal einen Angriff auf Verschlüsselungstechnologie starten. Die Aufgabe des Innenministerium wäre eigentlich doch genau das Gegenteil, die Bürger, die Einrichtungen, die Unternehmen und die Infrastruktur des Landes insbesondere gegen Cyberangriffe zu schützen. Der Weg muss ein deutliches Mehr an Verschlüsselung sein und nicht weniger. In der digitalen Agenda sollte Deutschland zum Verschlüsselungs Standort Nummer Eins werden, mit solchen Ideen werden wir eher zur Lachnummer in der Welt. Auf den einzelnen bezogen ist dies nicht weniger als ein staatlicher Angriff auf seine Privatsphäre, seine Bürgerrechte und seine und die allgemeine IT Sicherheit als solches. Es ist einfach nur unglaublich, wie ignorant das von Horst Seehofer geführte Innenministerium hier vorgeht und die seit Jahren und nun wieder aktuell von Experten vorgebrachten Warnungen und aufgezeigten Gefahren absichtlich ignoriert und somit selbst eine Gefahr für die IT SIcherheit in Deutschland wird. Es mag ja sein, dass sich auch Kriminelle durch Verschlüsselung den Verfolgungsbehörden entziehen wollen, aber dies ist der Preis den wir alle gerne bezahlen sollten, damit unsere digitale Souveränität nicht gefährdet, unsere Daten und Kommunikation vor Dritten sicher ist. Wer hier leichtfertig das ganze Land mit all seinen Bürgern in eine solche Gefahr bringen will, hat zum einen rein gar nichts von der digitalen Welt verstanden und ist somit im Grunde genommen, man muss es leider sagen, völlig fehl am Platz.
In einer Welt, in denen es Staaten nur noch um ihren eigenen Vorteil ohne Rücksicht auf andere geht und ohne Rücksicht auf die eigenen Bürger Handelskriege vom Zaun gebrochen werden ist es doch nur noch eine Frage der Zeit bis Daten ebenso in Geiselhaft zur Erpressung von Zugeständnissen für den eigenen Vorteil genutzt werden. Das ist ja nicht neu, seit Snowden ist es ja sogar bewiesen, wie hier agiert wird, in den meisten Fällen geht es um wirtschaftliche Vorteile und um nichts anderes. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die eigenen digitale Souveränität so gut wie möglich geschützt werden muss und nicht überlegungen des Gegenteils angestellt werden sollten. Daten als solches gewinnen immer mehr an wirtschaftlicher Bedeutung und wer nicht in der Lage ist, seine Daten und die eigene Kommunikation zu schützen, wird gegen rücksichtslos handelnden Akteuren verlieren. Das jüngste Beispiel sind hier die angeblichen Cyber Attacken gegen den Iran, ob bewiesen oder nicht, solche Angriffe haben, siehe Stuxnet und werden weiter stattfinden. Daher ist es völlig realitätsfremd und blauäugig alleine schon laut darüber nachzudenken, jedwede Verschlüsselung zu schwächen und damit Tür und Tor für die Angriffe Dritter zu öffnen. Eine freie und rechtsstaatliche Gesellschaft ist gerade prädestiniert dafür den Weg einer durch Kryptografie gesicherten Kommunikation und geschützten Daten in einer digitalisierten Welt aufzuzeigen. Wer die digitale Agenda ernst nimmt, sollte alles in seiner Macht stehende tun unser Land hier voranzubringen, denn in vielen anderen Technologien der Digitalisierung sind es andere die uns weit voraus sind. Im Grunde genommen geht es bei dies allem um noch viel mehr, hier geht es um Grundrechte und die IT Sicherheit eines ganzen Landes als solches. Wer nicht in der Lage ist, vertraulich zu kommunizieren, kann auch keine vertraulichen Informationen austauschen und wer nicht in der Lage ist Informationen vor Dritten geschützt durch Kryptografie zu speichern oder zu verarbeiten ist vollkommen schutzlos in der digitalen Welt mit all ihren Cyber Angriffen. Aber wenn dass das Ziel ist, die Bürger ohne geeigneten Schutz den allgegenwärtigen Gefahren der digitalen Welt auszusetzen, macht ein solcher Kurs auf jeden Fall Sinn, zwar nicht für die eigenen Bürger aber für alle anderen, da es ja geradezu eine Einladung an alle Cyber Kriminellen, Wirtschaftsspionage & Co. ist. Wahrscheinlich können sie das Lachen über so ein dummes Verhalten gar nicht mehr zurückhalten. Eigentlich weiß man gar nicht recht, was man zu so wenig Kompetenz der Verantwortlichen in der eigenen Regierung schreiben soll, mit einer Weitsicht von der Tape bis zur Wand.