Wifi Gen6 ist ohne Zweifel ein großer Sprung im Bereich der drahtlosen Zugriffe. Die neusten Generationen von Access Points der Hersteller im Enterprise Bereich verfügen über hohe Leistung und sind teilweise sogar modular aufgebaut, um Funktionen im Bereich der Kommunikation von IoT Komponenten nachzurüsten. Wifi Gen6 und auch 5G im Mobilfunk sind Gamechanger in der IT, damit aber diese neue Technik ihre Vorteile ausspielen kann braucht es die passenden Rahmenbedingungen und das im Besonderen bei Wifi Gen6 und den kommenden Generationen bzw. Erweiterungen.
Das Thema WLAN ist mit Wifi Gen6 nicht mehr nur als ein Addon zum kabelgebundenen Access Netzwerk zu sehen. Es schickt sich vielmehr an, in vielen Bereichen den kabelgebundenen Access der Clients obsolet zu machen und das fast ausnahmslos auf dem ganzen Campus. Aktuelle Gen6 Access Points bieten Bandbreiten jenseits der 10 Gbps und sind daher mit 10Gbps Kupfer und SFP+ Schnittstellen ausgestattet. Zusätzlich benötigen sie eine Stromversorgung mit PoE++ (IEEE 802.3bt, 4PPoE), was uns sofort zu einem der “Aber” in der Überschrift bringt. Die meisten Netzwerke im Access Bereich bieten heute üblicherweise 1 Gbps pro Port und PoE+, dazu reicht ein Blick in die Verkaufszahlen der verschiedenen Access Modelle der Hersteller von Netzwerkkomponenten. Ganz vorne ist hier zum Beispiel Ciscos 2960’er Access Switch oder die vergleichbaren Modelle der Mitbewerber. Bis jetzt war es auch völlig ausreichend, was an Bandbreite und Stromversorgung pro Port und somit auch für einen Access Point, der dort angeschlossen wurde zur Verfügung stand. Selbst für Wifi Gen5 in der letzten Ausbaustufe mit ac-Standard Wave-2 ist dies immer noch ausreichend. Die Bandbreite sind dort theoretisch 1,7Gbps, die in der Praxis aber kaum erreicht werden. Die häufig zu erzielende Bandbreite pro Client beträgt ca. 0,87 Gbps und stellt somit die 1 Gbps Anbindung des Access Point vor kein Problem. Bei Wifi Gen6 sieht dies aber völlig anders aus. Wer heute darüber nachdenkt Wifi Gen6 einzuführen, muss nicht nur darüber nachdenken sein Netzwerk im Access Bereich neu zu gestalten, sondern muss dieses auch erneuern. Die Planung des neuen Access Bereich sollte gut überlegt sein, denn es spielen viel mehr Dinge in diese Überlegung mit hinein, als man auf den ersten Blick annimmt. Es ist anzuraten einen Schritt zurückzutreten und das große Ganze im Access Bereich der Clients zu betrachten.
Zu dieser Betrachtung gehört es aber auch die richtigen Fragen zu stellen. Eine dieser Fragen muss sein, wie man sich zukünftig bei den Endgeräten aufstellen will bzw. wie die Entwicklung bei den Endgeräten sein wird? Die Tendenz geht ganz klar hin zu den mobilen und somit kablelosen Geräten. Das pandemiebedingte Homeoffice hat den Weg nicht nur geebnet, sondern war auch ein Katalysator, der den Trend noch mehr beschleunigt hat. Diese neue Generation von Geräten stellen aber auch entsprechende Ansprüche an die Infrastruktur. Ein fester PC als normaler Arbeitsplatz ist eher das Auslaufmodell bzw. ist er heute schon fast der Sonderfall, wenn man den Office Arbeitsplatz betrachtet. Zu finden sind diese Geräte weiterhin in der Produktion oder bei anderen festen Arbeitsplätzen. Daher muss auch in Zukunft weiterhin eine entsprechende Anzahl an Standard 1Gbps Ports zur Verfügung stehen. Für alles andere muss heute aber ein Gerät WLAN-fähig sein, was dazu führt, dass das WLAN auch in den Unternehmen einen immer höheren Stellenwert bekommt und das Kabel als Medium zur Anbindung an das Netzwerk in den meisten Fällen ablöst. Das führt aber auch dazu, dass es gar nicht mehr so viele Anschlüssen in Form von RJ45 Dosen nötig macht, um Geräte an das Netzwerk anzubinden. Dazu trägt ebenfalls das geänderte Kommunikationsverhalten bei. Das feste Telefon auf dem Schreibtisch ist ebenso ein Auslaufmodell wie die klassische Telefonanlage als eine Art Insellösung. Die Kommunikation geht immer mehr auf Applikationen über, die auf dem Client als Software laufen oder es wird das Mobiltelefon verwendet, auf dem ebenfalls zur normalen Telefonie noch weitere Apps zur Kommunikation zur Verfügung stehen. Da braucht es keine großen Visionen, um den Trend zu erkennen, dass die Zukunft des Clients und dessen Anbindung an das Netzwerk auf dem Campus drahtlos sein wird. Im Homeoffice oder generell unterwegs ist dieses Szenario doch schon seit jeher der Normalfall. Dieser Wechsel des Mediums zur Anbindung der Clients, weg vom Kabel und hin zum WLAN hat dann zur Konsequenz, dass die Verteilerstandorte des Netzwerks massiv an Access Switches verlieren werden, was auch zu einer höheren Nachhaltigkeit führt, obwohl die neuen Gen6 Access Points deutlich mehr Energie verbrauchen als ihre Vorgänger. Dafür fallen sehr viele PoE Access Switches und eine hohe Zahl an Telefonen weg. In der Zukunft wird es daher völlig normal sein, dass ein Access Point mit mindestens 10Gbps und per Glasfaser angebunden wird. Die Standortverteiler werden kleiner, was die Anzahl der kabelgebundenen Anschlüsse angeht und die Access Points im Gegenzug dazu immer leistungsfähiger. Aus Sicht des Anwenders ist wird es sogar noch einfacher, ob zu Hause im Homeoffice oder im Büro, sein Arbeitsgerät ist verbunden, einfach so wireless und das schon, wenn er den Campus betritt. Denkt man diesen Ansatz weiter, ergibt sich auch ein völlig neues Bild der IT-Sicherheit. Die Frage ist hier, was unterscheidet einen Client auf dem Campus von dem im Homeoffice? Die Antwort ist einfach: Nichts, es gibt keinen Unterschied. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass auf dem Campus Netz für die Clients die gleiche Risikobewertung gelten muss wie im Homeoffice. Was dann zur Folge hat, dass man bei ZTNA und SASE zwischen beiden nicht mehr unterscheidet, was ein weiteres “Aber” der Überschrift ist. Da sich der Artikel aber mit Wifi Gen6 beschäftigt, würden weitere Ausführungen zu diesen beiden Themen den Rahmen völlig sprengen. Daher wird an dieser Stelle nicht mehr weiter darauf eingegangen und mit den grundlegenden Überlegungen zum Thema Wifi Gen6 fortgefahren.
Eine andere Frage, die man sich stellen muss, ist der Bereich (I)IoT als Beispiel in der Produktion oder der Lagerverwaltung, wie sich dieser entwickelt. Genau hier spielen dann die modularen Access Points ihre Vorteile aus. Ändert sich hier die Technologie, so kann diese dank der Module immer wieder angepasst werden. Gerade im Bereich (I)IoT ist Wireless und die dafür geeignete Technologie ein großes Thema, welches dazu auch noch jeden kommerziellen Bereich betrifft, wie schon eben erwähnt; Produktion, Lagerhaltung, Retail, Stores, Shops usw. die Digitalisierung klammert auch hier keinen Bereich aus. Auch hier ist die Zukunft wireless, denn das Tablet ist heute ein ganz normales Werkzeug und wird ganz selbstverständlich genutzt.
Die Einführung von Wifi Gen6 benötigt daher ein umfassendes Konzept mit dem entsprechenden Weitblick über den Tellerrand des WLANs hinaus, weil es so viele Bereiche direkt oder indirekt dadurch tangiert werden. Es ist auch wichtig herauszufinden, wohin die Reise mit Wifi Gen6 denn gehen soll, und dann ist es wichtig, diesen Weg auch konsequent umzusetzen. Wifi Gen6 ist ein Gamechanger und die damit verbundenen Veränderungen im Access Bereich haben wiederum Auswirkungen darauf, wie wir IT in der Zukunft benutzen. Das große Ganze schließt somit auch die genutzten Services On Premises, wie auch die der verschiedenen Clouds mit ein. Es hat Auswirkung auf die Art unserer Kommunikation und es öffnet gleichzeitig die Tür zur Digitalisierung in allen Bereichen. Das zukünftige Netzwerk auf dem Campus ist somit eine Schlüsseltechnologie, die es richtig zu planen gilt. Ein Schnellschuss in Sachen Wifi Gen6, der nur darauf abzielt, dass Wifi Gen6 auf den Access Points steht und dieser unter der Decke hängt, ist definitiv der falsche Weg. Dieser Weg bringt keinen Mehrwert, denn es degradiert das WLAN wieder nur zu einem Addon im Access Bereich und beraubt es seinem Potential zu welches es fähig ist, wenn man es denn richtig anstellt. Es ist daher dringend zu empfehlen, sich die Zeit zu nehmen und sich die entsprechenden Gedanken darüber zu machen, die richtigen Fragen zu stellen und auch eine Idee zu entwickeln, wohin man zukünftig gehen möchte. Wie immer stehen wir bei Fragen gerne zur Verfügung und unterstützen bei der Konzeption, Detailplanung, Umsetzung und Betrieb solcher Infrastrukturen.