Netzneutralität – Wo soll die sein?

Ab dem 1. Mai gibt es bei der Telekom für Privatkunden-Neuverträge keine Flatrate mehr. Ab 2016 soll dann die Bandbreitendrosselung aktiv werden. Es gibt nur noch Volumentarife bei denen natürlich die Telekom eigene Dienste ausgeschlossen sind. Der Aufschrei im Blätterwald beschränkt sich aber nur auf die digitalen News. Hier ist dann von Netzneutralität und Kontrolle der Inhalte die Rede. Aber wo bitteschön ist denn die Netzneutralität?!

Unabhängig von den neuen Verträgen der Telekom gibt es doch schon seit Jahren keine wirkliche Netzneutralität mehr. Warum geben sich Firmen wie Allot oder ipoque, um nur zwei Beispiele zu nennen, bei den Telkos und Carriern die Klinke in die Hand? Applikationskontrolle und Bandbreiten-Management wird doch schon seit Jahren betrieben. Neu ist das Thema nun wirklich nicht. Das ist auch nicht die Schuld der Firmen, die solche Systeme anbieten. Jeder Administrator von Netzwerken weiß wie wichtig eine entsprechende Priorisierung von bestimmten Diensten ist. Echtzeitkommunikation oder wichtige Geschäftsanwendungen sind empfindlicher als eMails, bei denen es nicht auf ein paar Millisekunden ankommt. Jeder der möchte darf sich gerne mal beim Surfen den Quellcode einer belieben Webseite über ADSL, LTE und 3G ansehen. Als Vergleich das Ganze dann noch mal über einen Standleitung für Geschäftskunden. Die Daten des Webservers werden bei machen Verbindungen „modifiziert“.

Aber die Telekom steht da nicht alleine mit dem Wunsch über die Kontrolle der Daten die bei ihr und den anderen Carriern über die Netze laufen. Der wahre Grund hinter allem ist die Kontrolle der Datenstrome und somit die Kontrolle der Applikationen und im Endeffekt die Kontrolle über die Inhalte selbst. Dies ist nicht entschieden zu viel Macht für einen Provider und wenn der Provider dies technisch kann dann sind schlussendlich noch weitere Begehrlichkeiten am Start. Dann bestimmt in Zukunft die durch Lobbyisten und Wirtschaftskonzerne gesteuerte Netzpolitik was der einzelne noch konsumieren darf. Ein anderes Wort dafür ist Zensur.

Es sollte auch niemand so blauäugig sein und denken, dass dies technisch nur mit großen Aufwand durchzusetzen sein. Deep Packet Insprection (DPI) ist Tagesgeschäft. Wie sollte es sonst funktionieren, dass Inhaber von Internetzugängen von ihrem Provider dahingehend informiert werden, dass von ihrem Anschluss aus verdächtige Aktivitäten, wie der Versand von Spam-Mails, Botnet- oder Trojaner-Kommunikation stattfinden? Um es klar zu sagen, hier ist der Einsatz dieser Technik mehr als sinnvoll, sie schützt hier nicht nur den Inhaber des Anschlusses bzw. den Benutzer der Computer-Systeme sondern auch den Rest im Internet und somit uns alle die es benutzen. Hier macht es auch durchaus Sinn, was zu tun.

Was für die DPI gilt, ist es ebenso bei der Namensauflösung per DNS mittlerweile normal. Hier wird schon seit Jahren eingegriffen, wie auch bei der GeoLocation von IP Adressen. Youtube Benutzer kennen dies, kommt man mit einer Quell-IP aus Deutschland funktioniert der Zugriff auf manche Videos nicht. Die Kontrolle ist da und lässt sich nicht wegdiskutieren oder beschönigen. Aber die Gefahr die durch die Drosselung und dem was eigentlich dahinter steckt ist das wirkliche Problem. Von hier ist es nur ein ganz kleiner Schritt bis zur umfassenden Zensur in Form von gefilterter Beiträgen und Inhalten. Die gefilterten Beiträge sind übrigens in kleiner Variante schon da. Nutzer der großen sozialen Netze sehen schon seit geraumer Zeit nur Beiträge die von den Anbieterkonzernen der Plattformen entsprechend als gewünscht eingestuft werden. Alles was nicht den vorgegebenen Konzernnutzen entspricht bekommt der Benutzer gar nicht erst zu sehen.

Daher: Wo ist sie denn nun – die Netzneutralität?!