Es ist wieder so weit, das Jahr neigt sich unweigerlich dem Ende und man fragt sich, wie so oft zu dieser Jahreszeit, wo ist denn das Jahr bloß geblieben? Die Zeit fliegt förmlich vorbei und man dachte schon 2022 verging wie im Flug, nur ist es nicht besser, sondern schlimmer geworden und zurecht darf man sich fragen, worauf blicken wir denn wirklich zurück, in 2023?
Oft scheint in der Welt im Allgemeinen gar nichts mehr “normal” zu sein, alles ist nur noch Krise und/oder Katastrophe, dabei wäre es viel sinnvoller nicht immer mit den Superlativen aufwarten, sondern ruhiger und wesentlich sachlicher zu Werke zu gehen. Die Probleme, die es gibt, müssen benannt werden, aber es gilt dann auch, echte Lösungen zu finden und an diesen mit dem entsprechenden Weitblick und vor allem auch Sorgfalt zu arbeiten, statt jeden Tag eine neue Sau durch Dorf zu treiben. Daher möchte dieser Jahresrückblick zwar auf das vergangene Jahr zurückschauen und auch das Jahr als Ganzes zu betrachten, jedoch sich aber auch die Zeit nehmen auf die vermeintlich kleinen Dinge zu schauen und dies, ohne die Hektik und den üblichen Click Bait zu tun, wie es zur Zeit wohl on Vogue ist. Da dies ein IT-Blog ist, wird der Fokus sich auch primär auf die IT-Themen des Jahres richten, aber auch das Drumherum, zumindest ein wenig, beleuchten. Wie immer wollen wir mit den Jahrestagen starten, bevor wir uns den (IT) Geschehnissen des Jahres 2023 widmen.
Die Kompaktkassette und wenn man so will, der Urururvater des iPods, wurde am 28. August 1963 in Berlin auf der Funkausstellung von Philips vorgestellt und machte Musik damit zum ersten Mal tragbar. Also das, was man damals unter “tragbar” verstand. Commodore nutzte sie u.a. als Speichermedium für den legendären C64 und dessen Datasette. Abgelöst wurde das Ganze dann von der nicht weniger legendären 1541. Nur zehn Jahre jünger ist das Mobiltelefon, welches ebenfalls dieses Jahr seinen 50. Geburtstag feiert. Springen wir noch einmal weitere zehn Jahre in Richtung der Gegenwart, so gibt es gleich drei Dinge, die fest zur IT gehören, 40 Jahre c’t, Word und Windows, wobei es von Windows damals im Jahr 1983 lediglich ein paar Skizzen gab, was aber Microsoft nicht davon abhielt, es der Welt zu präsentieren.
Adobes PDF, intel’s erste Pentium CPU und das Spiel Doom haben dieses Jahr ihren 30. Jahrestag, wie auch die öffentliche Freigabe des Internets durch das CERN am 30. April 1993. Ich glaube nicht, dass den damals Beteiligten zu dieser Zeit schon klar war, wie dies die Welt bis heute verändern würde und es noch immer tut. Nur fünf Jahre später und im direkten Zusammenhang mit der Veröffentlichung des CERN, wurde ein Startup gegründet und eine Domain registriert, die ebenfalls die Welt veränderte – google.com wird 25 Jahre. Apple, die schon immer die Vision und den Anspruch hatten, die Welt zu verändern, stellte ebenfalls vor 25 Jahren den ersten iMac vor und dies wieder unter dem neuen und alten Chef Steve Jobs, der zu Apple zurückkehrte und vielleicht nicht wusste auf was er sich da eingelassen hatte. Wäre der iMac damals gefloppt, dann würde es Apple heute nicht mehr geben, aber dann kam es völlig anders. Vom nicht nur angeschlagenen Unternehmen, sondern eher 10 Minuten von der Insolvenz entfernt, brachte der iMac die Wende und katapultierte Apple, wenn dann auch durch andere Produkte, in wenigen Jahren an die Spitze und machte es zu einem der wertvollsten Unternehmen der Welt und es kamen auch wirklich Produkte, die die Welt verändert haben. Teilweise in einer Art und Weise, die größer war als die visionären Vorstellungen von Apple es sich ausgemalt hat. Das iPhone hat den Mobiltelefonmarkt auf den Kopf gestellt und etablierte Hersteller verschwinden lassen, iTunes hat die gesamte Musikindustrie neu aufgestellt und als das iPad vorgestellt wurde, wusste die Welt noch nicht, dass man Tablets braucht, um nur mal drei Beispiele zu nennen, was nach dem ersten iMac alles so passiert ist. Das Apple vor 20 Jahren mit Safari Bewegung in den Browsermarkt brachte, ist dann eher eine Randnotiz, die nur zum Thema passt. Um die Jahrestage abzuschließen, gibt es zum Schluss noch einen Jahrestag, der eher was für Netzwerker ist. Die VyOS Router Plattform wird 10 Jahre alt. Der Vyatta Fork von damals ist gerade in der Welt des Software Defined Networks und der Cloud eine feste Größe und durch seine OpenSource Basis ein wichtiges Gegenstück zu den kommerziellen Lösungen, die es sonst so gibt. Damit möchten wir unseren Rückblick auf die Jahrestage schließen und uns dem aktuellen Jahr widmen.
Blicken wir auf das aktuelle Jahr und das nicht nur mit der IT-Brille, so kann man sagen, dass es das Jahr der Cyberattacken war, welche auch direkt und teils massive Auswirkungen auf die Bürger hatten. Ganz vorne und sehr frisch ist hier die SIT zu nennen, bei der es mehr als 100 Kommunen in NRW betrifft, die nun nicht mehr und nur sehr eingeschränkt handlungsfähig sind, da die zentralen Dienste der SIT durch den Angriff nicht mehr zu Verfügung stehen und wiederhergestellt werden müssen. Die SIT ist aber nicht alleine, zwölf Gemeinden in Schwaben sind ebenfalls durch einen Cyberangriff betroffen und wie die Kommunen in NRW ebenfalls eher handlungsunfähig. Dazu kommt noch die Hochschule Hannover oder die Messe Essen. Blick man weltweit auf das Thema Cyberangriffe, gibt es ausreichend Beispiele, wie der Schweitzer Dienstleister für Banken Basler, Toyota Financial Service, DP World Australia, Sumo Logic, Okta, einige US-Ministerien oder auch Boeing, um nur einige zu nennen. Eine Neuerung ist, dass die Cyberkriminellen die angegriffenen Unternehmen bei der Börsenaufsicht melden, um den Druck für die Lösegeldzahlung zu erhöhen.
Zu den anderen wichtigen Themen des Jahres gehören die immer wieder aufkommenden Versuche von Seiten der Politik, sei es durch die EU, den Bund oder die Länder, die Verschlüsselung auszuhebeln, wie durch die Idee der Chat Kontrolle oder welche Zertifikate die Browser bzw. Betriebssysteme akzeptieren. Hier ist die IT-Welt leider zu ruhig und viel zu passiv, was auch dazu führt, dass nicht IT-affine Mitbürger gar nicht verstehen, was solche Vorhaben schlussendlich bedeuten. Wer nur die Idee hat, die Verschlüsselung zu schwäche oder gar auszuhebeln, ist die größte Gefahr für unsere Demokratie und bringt damit die eigenen Bürger massiv in Gefahr durch Cyberkriminelle und durch Geheimdienste von Drittstaaten, die jede Lücke nutzen werden, die ihnen geboten wird. Daher ist es dumm und naiv mal wieder zu glauben, der vermeintlich Zweck heiligt die Mittel. Es gibt nichts dazwischen, entweder Daten sind verschlüsselt oder sie sind es nicht. Nur ein bisschen verschlüsselt gibt es nicht, dann kann man es auch gleich sein lassen. Aber wenn wir als Bürger nicht mehr sicher verschlüsselt kommunizieren können, ohne dass der eigene oder gar andere Staaten Zugriff hätten, dann läuft gehörig was falsch. In einer digitalen Welt ist nicht kompromittierte Verschlüsselung der einzige Garant.
AI oder KI war auch ein großes Thema in diesem Jahr, aber wie bei allem, liegen Wunsch und Wirklichkeit auch hier nicht so dicht beisammen wie gedacht. Ja, keine Frage, KI wird einiges verändern, wie immer, wenn es neue Technologien gibt. Aber neue Technologien bedeuten nicht zwangsläufig das Ende von allem anderen. Als die Digitalfotografie aufkam, wurde gleich das Ende der analogen Fotografie heraufbeschworen. Als die CD kam, das Ende der Schallplatte. Beides hat zwar zu Veränderungen geführt, aber die analoge Fotografie ist nach wie vor da und erfreut sich großer Beliebtheit und das gerade auch bei jüngeren Leuten, die in der digitalen Welt aufgewachsen sind. Die CD hingegen ist durch die Streaming-Dienste so gut wie verschwunden, aber Schallplatten gibt es immer noch. Die KI ist eine sehr spannende Entwicklung und wir sind erst noch am Anfang, was gleichzeitig bedeutet, dass es gerade zu Beginn große Schritte in der Entwicklung geben wird. Wie immer hat alles zwei Seiten, uns in der IT-Sicherheit hilft natürlich die KI zum Schutz der IT-Systeme. Aber sie wird auch als Werkzeug der dunklen Seite missbraucht werden, daran besteht auch kein Zweifel. Aber bei all der KI, der Faktor Mensch ist immer noch entscheidend und das ist eine sehr wichtige Erkenntnis, die wir mitnehmen sollten.
Ein bisschen mehr Menschlichkeit würde der ganzen Welt sehr guttun, denn es gibt genügend Konflikte und sehr viele Menschen, denen es bei weiten nicht so gut geht wie hoffentlich allen Lesern des Jahresrückblicks. Da es aber genügend Menschen gibt, bei denen das leider nicht der Fall ist, möchten wir, wie in den Jahren zuvor, an diese Mensche denken und hier, wenn auch nur ein klein wenig unseres Glückes zurückgeben. Daher haben wir auch dieses Jahr auf die üblichen Präsente zu Weihnachten verzichtet und spenden stattdessen wieder an soziale und karitative Organisationen und Projekte, in der Hoffnung, die Welt ein ganz kleines Stück besser zu machen. Hier gilt auch unseren Kunden und Partner ein ganz besonderer Dank, die dies uneingeschränkt unterstützen und es mit uns zusammen erst möglich machen, das zu tun. Auch wir möchten nun die Gelegenheit nutzen und uns bei allen Kunden und Partner für das entgegengebrachte Vertrauen, dem freund- und partnerschaftlichen Umgang und vor allem für das gemeinsame Miteinander bedanken, was in der aktuellen Zeit wohl nicht mehr so selbstverständlich zu sein scheint. Daher nochmal ein herzliches Danke an alle, wir wünschen frohe, besinnliche und vor allem ruhige Fest- und Feiertage, kommen Sie alle gut ins neue Jahr!