Eigentlich sollte es wieder der übliche Rückblick auf das vergangene Jahr werden mit allen Ereignissen Rund um die IT und den schon fast traditionellen Jahrestagen und Jubiläen. Aber irgendwie wollen die Wörter nicht fließen und der Artikel schreibt sich dieses Jahr nicht wirklich flüssig. Auch muss ich zugeben, dass dies schon der vierte oder fünfte Ansatz ist, diesen zu erstellen und seine Vorgänger sind schon alle verworfen.
Da stellt sich natürlich die Frage nach den Gründen. Vielleicht liegt es auch mit daran, worauf wir zurückblicken? Auf ein weiteres Jahr Covid-19, mit all dem zusätzlichen Stress und Einschränkungen, viele verpasste Chancen, die immer wieder gleichen Sätze aus der Politik oft gepaart mit deren Konzeptlosigkeit, dem Chaos der Regeln und Maßnahmen, den Covid-19 Zahlen, immer versehen mit dem Hinweis, dass diese sowieso nicht stimmen, dann den Leugnern der Pandemie oder den Uneinsichtigen, die gar kein Interesse an Fakten haben bzw. die die Gefahren für sich ignorieren oder für andere billigend in Kauf nehmen. Dass eine Pandemie eine gewisse Eigendynamik hat, keine Frage. Aber wir stehen nach fast zwei Jahren Pandemie schlechter da als zu deren beginn. Die vielen Defizite in fast allen Bereichen, die die Pandemie sichtbar gemacht hat, sind immer noch da. Aus meiner Sicht hätte das Wort des Jahre nicht „Wellenbrecher“ sondern „Digitalisierung“ sein müssen, denn weder der Wellenbrecher zum Brechen der 3..4..5. Pandemiewelle hat funktioniert, noch die Digitalisierung, denn das haben beide gemeinsam. Das Wort Digitalisierung wird zwar so gerne verwendet aber nie wirklich mit Inhalt gefüllt. Dabei geht es zu aller erst nur um die ganz trivialen Dinge in der Digitalisierung, so zu sagen es geht um die Basics und nicht um irgendwelche High End Technologien, die es ja immer, wenn man die Politik hört, sein müssen. Vielleicht konzentriert man sich mal auf die einfachen Dinge, wie das Vorantreiben des Breitbandausbaus, mit Glasfaser und das mit deutlich höheren Uploads, damit auch Homeschooling und Homeoffice vernünftig funktionieren. Einfach mal die weißen Flecken wirklich beseitigen und diese nicht nur mit DSL kleiner 100Mbps zu kaschieren. Die leidige Diskussion, um mögliche 5G Anbieter auf technische Aspekte und nicht auf politische Spielchen zu gründen. Dass ist keine Entscheidung für die Ewigkeit, sondern für wenige Jahre, denn die Technologie hört ja nicht bei 5G auf, da wird ganz offensichtlich auch noch was danach kommen. Aber vielleicht fängt man endlich mal an, anstatt so lange zu diskutieren, bis 5G überholt ist und wir immer noch LTE haben, während viele andere schon ihre 5G Netz auf die nächste Generation umstellen. Die Bereitstellung von nicht nur verbesserten, sondern überhaupt mal Angeboten der Verwaltung, damit Bürger viele Dinge online erledigen können. Ein funktionierendes länderübergreifendes System für die Gesundheitsämter usw., welches es ermöglicht, dass es belastbare Zahlen zur Pandemie gibt usw., diese Liste der kleinen Dinge könnte man beliebig fortsetzen, denn gerade bei der Digitalisierung sieht es bei uns im Vergleich zu vielen anderen in Europa sehr schlecht aus. Dazu kommen Projekte mit Potential, die gegen die Wand gefahren werden; Gaia-X ist hier nur ein weiteres Beispiel. Es war nicht weniger als der Aufbau einer europäischen Cloud zur digitalen Souveränität von Deutschland und Europa ohne AWS, Azure & Co. aber nun sollen es genau die großen Hyperscaler in die Hand nehmen und die eigene Konkurrenz für sich selbst in Europa aufbauen?! Ganz bestimmt, das wird auf jeden Fall funktionieren, mindestens so gut wie die damals die Telekom als Datentreuhänder in der Microsoft Cloud, in der die Nutzung der meisten Dienste eben nicht möglich war. Dazu passend sind mal wieder die Forderungen der Innenminister nach ihrer Konferenz, die mal wieder in (Allmachts)Fantasien schwelgen alle Kommunikationsinhalte mitlesen zu wollen und mal wieder gleichzeitig für als auch gegen Verschlüsselung zu sein. Leider zeugen oder besser offenbaren die immer wieder vorgebrachten Forderungen nur davon, dass keiner die digitale Welt auch nur im Ansatz verstanden hat und sich nicht im Klaren darüber ist, was es bedeutet, wenn man sich gegen starke Kryptographie stellt. Diese Naivität zu glauben, dass wir in einer Welt, in dem jeder beliebe Staat die Kommunikation der Menschen mitlesen kann, diese zu einer besseren Welt macht ist einfach nur lächerlich. Da muss man sich manchmal fragen, wo die Gefahren wirklich liegen, wenn unsere Politiker immer wieder solche Ideen an den Tag legen. Wenn man die Digitalisierung voranbringen will und wir endlich mal unseren Platz als digitales Entwicklungsland loswerden wollen, dann sollte die Politik genau das Gegenteil machen und wichtige Technologien und vor allem auch die Kryptografie massiv stärken. Auf absehbare Zeit werden Quantencomputer zur Verfügung stehen und alle, die dann mit zu schwacher Kryptografie unterwegs waren und es dann noch sind, werden salopp gesagt ziemlich blöd aus der Wäsche schauen. Vielleicht liegt es auch einfach an den hier aufgeführten Punkten, warum der Jahresrückblich sich nicht wirklich gut schreiben lässt. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und vielleicht gibt es ja doch Wunder und die Politik fängt an, die digitale Welt zu verstehen und nicht von rechtsfreien Räumen zu sprechen, wenn man eigentlich meint, ich weiß gar nicht was das ist aber es blinkt und es ist bunt. Naja, dafür ist aber die Gorch Fock wieder einsatzbereit – so zu sagen surfen im großen Stil.
Da wir aber so langsam die Kurve zu den IT-Themen bekommen müssen, wird es nun Zeit für die Jubiläen und die Jahrestage. Vor 200 Jahren erfand Faraday den Elektromotor, der auch indirekt etwas mit IT zu tun hat, denkt man nur an die Lüfter oder an klassische Festplatten, da würde sich ohne diese Erfindung nichts drehen. Auch hat der 100. Geburtstag von Gene Roddenberry nicht direkt etwas mit IT zu tun, aber mit dem hohen Anteil an Trekkies in der IT, darf dieser natürlich nicht fehlen. Von den Trekkies zum All ist es so zu sagen, ja nur ein Kraftfeld entfernt und da passt es ganz gut, dass Juri Gagarin vor 60 Jahren der erste Mensch im All war und es vor 40 Jahren den Erstflug des Space Shuttles der NASA gab. Es war damals die Columbia, die ins All aufbrach aber der erste flugfähige Orbiter war die Enterprise, welche von der NASA im September 1976 fertiggestellt und für atmosphärische Flugtests verwendet wurde. Der Name Enterprise kommt nicht von ungefähr, was den Bogen zu Gene Roddenberry wieder schließt.
Damit verlassen wir das All und wenden uns den irdischen Dingen wieder zu. Was auf jeden Fall direkt etwas mit IT zu tun hat, ist der Z3 von Konrad Zuse. Vor 80 Jahren wurde der Z3 als erster frei programmierbarer Computer vorgeführt. Bis zum ersten IBM PC brauchte es zwar dann noch einmal 40 Jahre, der bis heute die IT-Welt maßgeblich geprägt hat und diese immer noch irgendwie ein bisschen beeinflusst. Ebenfalls vor 40 Jahren gründete sich der CCC. Vor 30 Jahren starteten Linux und Python mit einer bis heute beispiellosen Erfolgsgeschichte. Beide sind in der IT feste Größen mit einer mehr als nur rosigen Zukunft. Natürlich war dies vor 30 Jahren nicht zu erahnen, was aus den beiden Projekten und im Speziellen aus Linux werden sollte. Nach der Ankündigung von Linus Torvalds am 25. August folge am 17. September der erste Kernel. Ebenfalls darf das BSI auf eine dreißigjährige Geschichte zurückblicken und wie wichtig das BSI für die Sicherheit in der IT ist, hat es nur zu deutlich in den letzten Jahren gezeigt. Vor einem Vierteljahrhundert erblickte Heise online das Licht der Welt und hat sich zu einer festen journalistischen Größe in der IT etabliert. So alt wie Heise online ist auch das Linux Desktop Projekt KDE und zählt damit auch 25 Jahre. Aber ganz egal wie viele solcher Projekte es gab, Linux hatte nie wirklich Erfolg auf dem Desktop. Um ein auf Unix basierendes Betriebssystem auf den Desktop zu bringen, muss man ganze 20 Jahre zurückgehen, denn am 24. März 2001 wurde Mac OS X 10.0 vorgestellt und hat das erreicht, was Linux immer verwehrt geblieben ist – Erfolg auf dem Desktop. Um bei Apple zu bleiben, vor 10 Jahren übergab Steve Jobs das Ruder an Tim Cook, Steve Jobs verstarb noch im gleichen Jahr, am 5. Oktober 2011.
Blicken wir auf das vergangene Jahr in der IT, so gibt es doch das eine oder andere, welches zu erwähnen ist. Microsoft stellt den IE und Skype for Business online ein. Intel hat endlich ein Einsehen und verabschiedet sich vom Itanium, die mehr als weniger gefloppte 64bit Architektur die die 32bit x86’er Prozessoren beerben sollte. 2021 war für Intel vielleicht nicht das beste Jahr und rückblickend hätte man besser die Ressourcen anstatt in den Itanium in mehr Innovationen und bessere Sicherheit bei den anderen Prozessoren gesteckt, denn AMD und auch Apple mit ihrem M1 haben derzeit die Nase (weit) vorne. Wenn Intel die Zeichen der Zeit erkennt, dann wirkt sich die Konkurrenz auf uns alle positiv mit besseren Prozessoren aus, also hoffentlich. Apropos Zeichen der Zeit, hier sollten einige wesentlich genauer hinsehen, zum Beispiel Microsoft, angefangen mit den Lücken im Exchange, den Patch Debakeln (plural) die kein Ende nehmen. Die Cyber Attacken von Solarwinds und des französische Pendant Centreon, die Attacken auf Kaseya, Saturn, Anhalt-Bitterfeld oder das Klinikum Wolfenbüttel und der dortigen Stadtverwaltung, um nur ein paar wenige zu nennen. Das Thema Cyber Sicherheit wird offensichtlich immer noch von sehr vielen ignoriert, wie ließe sich sonst die so hohe Zahl von mehr als 12.000 weiterhin verwundbaren und öffentlich zu erreichenden Exchange Servern allein in Deutschland erklären? Irgendwas läuft hier grundsätzlich falsch. Damit das Jahresende noch so einen kleinen Kick bekommt, haben wir alle die log4j Sicherheitslücke beschert bekommen. Diese dürfte die Anzahl der nicht abgesicherten Systeme gegenüber der noch offenen Exchange Server ganz locker übertreffen, denn die Java Bibliothek ist so oft genutzt worden, dass viele es gar nicht mehr wissen, wo diese überall zum Einsatz kommt. Daher hat diese Verwundbarkeit das Potential zur Katastrophe.
Auch wenn sich dieser Beitrag weniger gut schreibt und wir immer noch, sogar mehr denn je, in der Pandemie stecken, kommt die Weihnachtszeit unaufhörlich näher. Aber vielleicht ist es auch ganz gut so und man muss das Beste daraus machen. Ja es ist ein weiteres Weihnachten und Silvester in der Pandemie, wieder mit Kontaktbeschränkungen und was sonst noch so die Pandemie mit sich bringt. Aber bei all den Dingen in der Welt und der Ruhe- und Rastlosigkeit des vergangenen Jahres, tut es vielleicht mal ganz gut die Ruhe und Erholung zu finden, die die kommenden Tage uns hoffentlich nicht nur versprechen. Gerade wegen der Pandemie mit all dem Stress und Chaos, welcher daraus entwachsen ist, ist eine entspannte Zeit mit dem Blick auf andere Dinge, wie dem Alltag wichtiger denn je. Daher wünschen wir allen in den vor uns liegenden Tagen, viel Zeit für die Dinge zu haben, die für den einzelnen wichtig sind, um Erholung zu finden oder auch einfach mal nichts zu tun und entspannt dem Alltag zu entfliehen. Ja, es ist ein Wunsch, bei dem uns allen auch klar ist, dass dieser sich nicht für jeden erfüllt, einige müssen Arbeiten oder haben entsprechende Verpflichtungen. Wir haben da als salutec vielleicht noch Glück und haben „nur“ Bereitschaft, denn dieses Jahr gibt es bei der salutec ein Jubiläum, Betriebsferien zwischen den Jahren. Auch wenn ein weiteres Jahr in der Pandemie viel Stress und noch mehr Anstrengungen bedeutet, möchte wir gerade deshalb die Gelegenheit nutzen, allen Kunden und Partnern Danke zu sagen, für das vergangene Jahr. Es ist für uns nach teilweise schon vielen Jahren der Zusammenarbeit immer noch was Besonderes wie sich das Miteinander gestaltet. Das lässt den Stress und die Anstrengungen viel kleiner erscheinen und es macht nach wie vor einfach nur Spaß zusammen etwas zu bewegen. Dafür noch mal ein herzliches Dankschön an alle!
Trotzdem möchten wir auch dieses Jahr diejenigen nicht vergessen, die vielleicht durch die Pandemie etwas aus dem Fokus geraten sind und sich auch ohne die Pandemie nicht auf der sonnigen Seite des Lebens befinden. Viele, die auf der besseren Seite stehen, sehen oft ihr Glück nicht, welches sie haben, sie sind blind durch all ihre Forderungen und die für sich überzogenen Wünsche, den Blick nur auf sich selbst gerichtet, wo durchaus etwas mehr Demut und auch Dankbarkeit angebracht wäre und vor allem den anderen zu sehen, dem es wirklich nicht gut geht, der sich aber trotzdem nicht beschwert. Daher werden wir, wie auch in den vergangenen Jahren, auf die üblichen Präsente zum Jahresende verzichten, wobei das „wir“ uns alle; Kunden, Partner und die salutec gemeinsam miteinschließt und spenden an das Kinderhospiz Löwenherz, die Welthungerhilfe, Ärzte ohne Grenze und Aktion Deutschland Hilft e.V. – Hochwasser Deutschland. Auch dafür noch einmal einen großen Dank an unsere Kunden und Partner, ohne die diese Spenden so nicht möglich wären. In der Hoffnung mit diesen Spenden jemanden der nicht so viel Glück hat, ein wenig Freude in der für ihn schwierigen Zeit zu schenken. Mit diesen Gedanken, jemanden damit eine kleine Freude gemacht zu haben, möchte ich Sie nun in die kommenden Tage entlassen.
Wir wünschen allen ein paar ruhige und erholsame Tage, eine entspannte Zeit, um Kraft für das neuen Jahr zu tanken, da uns Corona auch weiterhin begleiten wird. Bleiben Sie alle Gesund!
Noch mal vielen Dank an alle und ein glückliches neuen Jahr.