Kurz nach dem langen Sommer geht plötzlich das Jahr zu Ende und es wird somit unweigerlich Zeit für den Jahresrückblick auf 2018. Wie immer beginnt es mit einem kleinen Blick auf die Jubiläen und die Jahrestage, um dann weiter zu den “wichtigen” Ereignissen des Jahres zu kommen. Und schon stellt sich schon wieder die Frage, was kommt überhaupt in einem Jahresrückblick hinein, welches Thema ist wirklich wichtig genug. Vielleicht kommen die Antworten ja auch noch beim Schreiben des Beitrags – also los geht’s.
In 2018 gab es den einen oder anderen Jahrestag, der direkt oder indirekt etwas mit IT zu tun hat. Daher möchte ich mit einem Jahrestag beginnen, der nicht direkt etwas mit der IT zu tun hat, aber ein Design vorgegeben hat, was bis heute Bestandteil der IT ist und somit irgendwie mit dazu gehört: Die Schreibmaschine wird 150 Jahren alt – am 23. Juni 1868 meldete die US Rüstungsfirma Remington das erste Modell mit der bis heute bekannten Tastatur als Patent an. Wenn sie am Schreibtisch sitzen, brauchen sie nur vor sich zusehen und schauen auf 150 Jahre Tastaturlayout. Noch nicht ganz so alt, ist mit 60 Jahren die NASA. Welche 1958 auf Basis des Gesetzes zu “National Aeronautics and Space” von Präsident Eisenhower gegründet wurde. Indirekt ist die NASA auch an verschiedenen Entwicklungen in der IT beteiligt und hat schon früh auf Computer als Technologie zur Steuerung ihrer Missionen gesetzt und entsprechende Systeme entwickelt. Daher gehört die NASA auch so ein wenig zur IT wie wir sie heute kennen. Zehn Jahre später, im Jahr 1968 wurde vor 50 Jahren Intel, was zu diesem Zeitpunkt noch Moore-Noyce Electronics hieß, von Gordon E. Moore und Robert Noyce in Mountain View, Kalifornien gegründet. Nach der Gründung dauerte es noch einmal zehn Jahre bis der Mikroprozessor 8086 im Jahr 1978 die Basis des Stammbaums der aktuellen Prozessoren legte. Was natürlich damals noch keiner erahnen konnte, dass dieser 16-bit Prozessor, der für Gleitkommaberechnungen noch einen extra Co-Prozessor des Typs 8087 benötigte, so ein Erfolg werden würde. Damit blicken wir jetzt auf 40 Jahre x86 Prozessorarchitektur zurück. Ebenfalls kam 1978 StarWars in die Kinos und Space Invaders in die Spielautomaten und sind somit ebenfalls 40 Jahre alt.
Vor 30 Jahren, im Jahr 1988 wurde OS/2 v1.1 erstmals mit grafischer Oberfläche veröffentlicht. Leider war nach der Version 4 mit Namen Warp das Thema OS/2 eher mehr wie weniger zu ende. Schade, denn OS/2 hatte deutlich mehr Potential und Fähigkeiten als viele andere Betriebssysteme ihrer Zeit. Aber wenn selbst der Hersteller nicht so richtig an sein Produkt glaubt, wird es offensichtlich nichts und wir leben in einer größtenteils Microsoft lastigen Welt bei den Desktops.
Gleich mehrer Unternehmen oder Produkte, wenn man sie denn so nennen will, dürfen auf ¼ Jahrhundert zurückblicken und ihren 25. Geburtstag feiern. Wir gratulieren somit den Linux Distributionen Slackware, Debian und Redhat, ebenso wie diese Linux Distributionen wird auch FreeBSD 25 Jahre alt. Vor 25 Jahren gab es noch ein wesentlich wichtigeres Ereignis, ohne dieses sie vielleicht jetzt wohl den Beitrag gar nicht lesen könnten. Am 30. April 1993 gab das CERN die erste Webseite öffentlich frei. Das von Sir Tim Bernest Lee entwickelte www erblickt so zu sagen die weite Welt. Ebenfalls wurde 1993 die erste Version des NSCA Mosaic Browser veröffentlicht und legte damit den Grundstein für alle noch kommenden Browser. Zu diesen Browsern gehörte auch Netscapes Navigator, dessen Source Code 1998 von Netscape freigegeben wurde, auf dem der Browser Firefox basiert und der dieses Jahr auch schon seinen 15. Geburtstag feiern durfte. Im September 1993 kam auch die sgi Workstation Indy auf den Markt und auf meiner bis zum bitteren Ende der Netscape Navigator lief – mit OpenGL 3D Beschleunigung, MIPS CPU R4600 auf Irix mit XFS Dateisystem.
Vor 20 Jahren, also auch 1998 gab es gleich mehrere Ereignisse die nicht ganz unbedeutend für die (IT) Welt waren. Der iMac rettet Apple, am 6. Mai 1998 kündigte Steve Jobs den ersten iMac an und legte damit den Grundstein für das was Apple heute ist. Ebenfalls im gleichen Jahr, unter großem Applaus kündigte Steve Jobs an, dass das NextStep-basierte Rhapsody mit dem klassischen Mac OS zusammengeführt wird – zu Mac OS X, was immer noch die Grundlage aller heutigen Apple Betriebssysteme macOS und iOS darstellt. Das was Linux immer verwehrt geblieben ist ist, auf dem Desktop Fuß zu fassen, hat Steve Jobs mit Apple und macOS geschafft, ein unixoides Betriebssystem auf dem Desktop zu etablieren. Alle anderen UNIX Workstations sind schon lange Geschichte oder führen, wenn überhaupt nur ein Nischendasein. Ebenfalls vor 20 Jahren wurde der Gigabit Ethernet Standard verabschieden und ein Jahr später gab es die 3Com 3C985B Gigabit Netzwerkkarte. Im Jahr 1998 wurden VMware und auch Google gegründet. Für Google begann alles mit einer Suchmaschine und VMware wurde seinerzeit noch belächelt und heute ist das Bild von beiden ein völlig anderes. Google ist ein Internet Gigant mit vielen Geschäftszweigen und VMware der Platzhirsch für Virtualisierung. Den Security Scanner Nessus gibt es auch seit 1998 und hat bis heute bestand. Er ist ein wesentlicher Beitrag zur Absicherung und Überprüfung von IT Systemen und Umgebungen. Die internationale Raumstation ISS gibt es auch schon seit 20 Jahren. Alles begann mit dem russischen Modul Sarja und aktuell wird die Frage gestellt, wie lange die ISS noch betrieben werden kann. Das Betriebssystem Linux ist auf der ISS sehr präsent, wie auch seit ein paar Jahren Experimente mit Raspberry Pi’s u.a. auch der sogenannte Astro Pi. Jetzt könnte man natürlich sagen, dass Linux erst die Erde verlassen musste um das dominante Betriebssystem zu werden. Wenn man wohl sehr genau zählt, ist es wohl doch nicht der Fall. Nur halb so alt, wie die ISS, ist das Betriebssystem Android. Ebenfalls seinen 10. Geburtstag darf USB 3.0 feiern. Aber genug in den Jahrestagen geschwelgt, es wird nun Zeit auf das Jahr 2018 zurückzublicken und was so alles Ereignisreiches in der IT Welt und auch sonst so passiert ist.
Die CPU Sicherheitslücken Meltdown und Spectre bzw. Spectre-NG waren einer der Paukenschläge des Jahres 2018. Bekannt waren die Lücken schon länger aber im Januar wurden diese veröffentlicht. Somit blieb zum Glück für einige Intel Manager noch Zeit sich davor von dem einen oder anderen Aktienpaket zu trennen.
Ganz plötzlich nach zwei Jahren Übergangszeit tritt die neue DSGVO in Kraft, hat viele überrascht und auch so einige überfordert. Passend zum Thema Datenschutz kommt Facebook u.a. mit dem Datenskandal Rund um Cambridge Analytics in die Schlagzeiten. Aber nicht nur das, es gab auch noch FakeNews Skandale, Myanmar, Beeinflussung von Wahlen, Rassismus Vorwürfe, Ansätze Daten zu verkaufen und auch noch einen Riesenhack, wie die Versuche all dies zu verschleiern. Facebook geht mit Daten um wie es will und greift zu aggressiven Maßnahmen gegen Kritiker, in dem es auf Schmutzkampagnen spezialisierte PR Agenturen anheuert um diese zu diskreditieren, Heise berichtete darüber. Zum Glück hat all dies zwar dafür gesorgt, dass Behörden und der Gesetzgeber darauf aufmerksam geworden ist, aber so richtige für Facebook spürbare Konsequenzen haben allzu viele Nutzer noch nicht gezogen. Noch mehr zum Thema DSGVO: Für Uber hagelte es nach einem verschwiegenen Datenleck in den Niederlanden 600.000 Euro Strafe, das Forum kuddels.de kam mit nur 20.000 Euro vergleichbar günstiger weg. Aber im Gegensatz zu Uber hatte das Forum den Verstoß gemeldet und mit der Datenschutzbehörde entsprechend gut zusammengearbeitet. Was auch im kommenden Jahr noch interessant werden dürfte, ist die Untersuchung bzw. die Ergebnisse und Konsequenzen zu Windows 10 und vor allem MS Office bezüglich der DSGVO. Im November wurde bekannt, dass Windows 10 und vor allem auch MS Office massiv gegen die DSGVO verstoßen. Einen weiteren Hack mit 500 Millionen Daten von Hotelgästen gab das Unternehmen Marriott bekannt. Bei einem Tochterunternehmen sind die Daten abgeflossen, unter denen sich auch Daten von Kreditkarten befinden. Zwar sind diese Daten wohl verschlüsselt gewesen, aber den Angreifern sind sehr wahrscheinlich auch die Schlüssel in die Hände gefallen. Vor allem die Folgen dieses Hacks sind noch gar nicht abzusehen, da sich mit diesen verifizierten Identitäten sehr viel Geld verdienen und auch auch hohe Schäden verursacht werden können.
In der Linux Welt hat sich auch einiges getan. Redhat kauft CoreOS einen Container Spezialist und wird seinerseits für die stattliche Summe von 34 Milliarden USD von Big Blue (IBM) gekauft. Redhat integriert Tectonic von CoreOS in ihr OpenShift und aus Container Linux wird Redhat CoreOS. Redhat Enterprise Linux Version 8 steht in den Startlöchern. Im November wurde die offizielle Beta Phase eingeläutet und für den Vorgänger RHEL 7 die Version 7.6 veröffentlicht. Wenn IBM es mit Redhat richtig anstellt und es nach allen Bekundungen auch tun wollen, kann es für beide und Linux als solches eine großer Schritt nach vorne werden. Insbesondere deshalb, da Redhat der Marktführer im Bereich von Enterprise Linux Systemen sammt Ökosystem ist. Redhat und IBM haben in der Vergangenheit schon länger eng zusammengearbeitet. Daher ist der Kauf von IBM nicht ganz ungewöhnlich oder wirklich überraschend. Wenn IBM Wort hält und Redhat eigenständig bleibt wird es auch für die OpenSource Welt ein großer Vorteil sein, wenn sich beide noch mehr engagieren. Zumindest hat es schon mal dazu geführt, dass Canonical, die Firma hinter Ubuntu, nun auch 10 Jahre Support auf ihre LTS Versionen angekündigt hat, was ja für RHEL und somit auch CentOS immer normal war. Welche Taten jetzt aus der Ankündigung von Canonical folgen, muss sich noch zeigen. Die Ubuntu 18.04 LTS hat leider nicht die Qualität ihres Vorgängers und fällt eher durch Qualitätsmängel auf, auch der neue Installer und die neue Netzwerkkonfiguration kann nicht wirklich überzeugen und alles macht den Eindruck als wäre es mit der heißen Nadel gestrickt, nur um die neuesten Versionen von Anwendungen in die Release Notes schreiben zu können. Was zumindest funktioniert ist das Release Upgrade von der 16.04 LTS, bei der zum Glück viele der gewohnten Strukturen im System erhalten bleiben.
Ein anderes ebenso “erfreuliches” Thema sind die von Oracle für Java angekündigten Lizenzänderungen bei dessen kommerzielle Nutzung auf Clients und Servern. Ab Januar kosten Updates und Patches Lizenzgebühren bei kommerzieller Nutzung von LTS Versionen. Die jeweils neuste Java Version darf immer für 6 Monate lizenzkostenfrei genutzt werden. Wie großzügig, es ist natürlich überhaupt kein Problem für Unternehmen jeglicher Größe zwei Mal im Jahr mal eben das neuste Java in der kompletten IT Infrastruktur auszurollen. Hier darf man jetzt mal gespannt sein, wie sich das OpenJDK oder andere Alternativen entwickeln. So lange noch Sun im Namen stand, war vieles besser. Seit der rote Schriftzug drin steht gab es viele negative Entwicklungen und das bei allen ehemaligen Sun Produkten.
Die New York Times wechselte auf Gmail und begründet dies auch entsprechend, der eigene Betrieb von Mailservern sei zu teuer und die eigene IT kann nicht das gleiche Sicherheitsniveau bieten, wie Google es kann. In einem längeren Bericht beschreibt die NYT ausführlich ihre Beweggründe und auch die rechtlichen Fragen, die sie zusammen mit ihrer eigenen Rechtsabteilung erörtert haben. Ein weiterer Hintergrund zu diesem Schritt ist der Hack vor ein paar Jahren in das Mailsystem der Zeitung. Diesen Schritt sind aber viele in der letzten Zeit gegangen und lassen ihre Mailsysteme oder Kommunikationssysteme in der Cloud betreiben und gehen weg von on premise Installationen in diesem speziellen Bereich.
Was lange währt wird endlich gut, könnte man sagen. Windows Notepad lernt nach mehr als 30 Jahren den UNIX/Linux Zeilenumbruch \n – dass man dies noch erleben dürfte … – naja, eher ist wohl davon auszugehen, dass es die meisten gar nicht bemerkt haben dürfen und es wohl keinen Benutzer von Notepad++ & Co. zum Wechseln animieren dürfte.
Apropos Microsoft, sie müssten dieses Jahr ein Windows Update zurückziehen, weil Daten aus den Homeverzeichnissen der User verschwanden. Aber irgendwie ist das ganze Prozedere der Updates und auch gerade bei den neuen Systemen nicht wirklich ganz so glücklich. Dafür hat der Microsoft Defender positiv überrascht und glänzt mit teilweise sehr guten Erkennungsraten, die sich auf dem Niveau andere kommerzieller Produkte befindet. Nach über 30 Jahren ist die Cebit nun Geschichte, in 2019 wird es keine Cebit mehr geben. Die seit 1986 bestehende Messe hatte in den letzten Jahren mit immer weiter sinkenden Besucherzahlen zu kämpfen und die Messe AG zieht nun die entsprechenden Konsequenzen, nach all ihren erfolglosen Versuchen das Konzept der Cebit zu ändern.
Die NASA-Sonde Voyager 2 hat hat Anfang November ebenfalls die Heliosphäre, wie ihre Schwester Voyager 1, verlassen und befindet sich im interstellaren Raum. Damit ist sie das zweite Objekt, welches von Menschen erschaffen wurde, was diese Grenze überschritten hat. Der Beweis wurde mit dem seit über vierzig Jahren arbeitenden Instrument Plasma Spectormeter (PLS) erbracht, was den Teilchenstrom unserer Sonne misst. Da dieser an der Grenze der Heliosphäre zum interstellaren Raum eher abrupt aufhört, konnte dies durch das Instrument an Board festgestellt und somit der Beweis erbracht werden. Im Jahr 2025 wird voraussichtlich das Ender der wissenschaftlichen Mission erreicht. Wir wünschen weiterhin eine gute Reise.
Da sich nun das Jahr langsam aber sicher dem Ende neigt, wird es Zeit für die ruhigen Tage damit man den Stress des Alltags hinter sich lassen kann und auch die Zeit findet diese Tage mit Familie und Freunden genießen zu können. An dieser Stelle möchten wir uns auch noch einmal ausdrücklich bei allen Kunden, Partnern, der Distribution, den Herstellern und allen die uns sonst noch im Jahr begleitet haben für das vergangene Jahr bedankten. Es ist nicht einfach selbstverständlich, dass wir gemeinsam ein so erfolgreiches Jahr mit vielen Projekten und auch Herausforderungen so positiv abschließen können. Das geht nur in der Gemeinschaft und daher noch einmal ein herzliches Dankeschön an alle, mit denen wir zusammenarbeiten dürften.
Auch möchten wir an diejenigen denken, die ein weniger glückliches Jahr erleben mussten oder nicht wie wir in einem Land der Welt in diesem Wohlstand leben dürfen. Die vielleicht in einem Land leben, in dem Dinge, die für uns einfach selbstverständlich sind, dort völlig unerreichbar oder gar nicht erst vorhanden sind, wie auch an Kinder und Jugendliche, die eigentlich ihr Leben noch vor sich haben sollten. An all diese möchten wir auch denken und verzichten, wie auch in den vergangenen Jahren, auf die üblichen Weihnachtspräsente und spenden dieses Jahr an die Welthungerhilfe, an Ärzte ohne Grenzen und an das Kinderhospiz Löwenherz in Syke. Durch die positive Resonanz wissen wir, dass das in ihrem Sinne ist und möchten uns auch hierfür ausdrücklich bedanken und wir so auch hier gemeinsam etwas von unserem Glück mit anderen teilen.
Wir wünschen allen ein frohes Fest, ruhige und angenehme Tag zum Jahreswechsel und vor allem ein frohes und gutes neues Jahr.