Was 1969 mit dem Ausstieg der Bell Labs bei Multics seinen Anfang nahm und 1970 in Unix mündete ist eine Erfolgsgeschichte, dessen Tragweite selbst heute nicht in Gänze bemessen werden kann. Als Ken Thompson und Dennis Ritchie damals quasi alleine die Basis legten, sahen sie zwar schon das Potential aber nicht ansatzweise das, was daraus wurde.
Blickt man zurück, so lässt sich recherchieren, dass alles damit begann, dass sich die Bell Labs aus dem Multics Projekt des MIT zurückgezogen haben und damit Ken Thompson nicht mehr zum Team von Multics gehörte. Grundsätzlich war die Entscheidung von Bell nicht verwunderlich, dann nach vier Jahren Arbeit an Multics gab es noch keine lauffähige Version, da u.a. die Anforderungen an die Hardware nicht mit den Systemen aus der damaligen Zeit zu realisieren war. Trotzdem erkannte Ken Thompson das Potential der Idee und wollte eine reduzierte Version für kleinere Hardware umsetzen. Da aber die Vorgesetzten die Idee weniger gut fanden, ergab sich durch einen Zufall, dass eine ältere DEC PDP-7 zur Verfügung stand und damit die Geschichte ihren Lauf nahm. Ken Thompson benötigte Hilfe und fand diese beim Kollegen Dennis Ritchie, den er aus dem Multics Projekte kannte. Beide schufen dann das, was heute allgegenwärtig ist. Fasst man die Anfänge zusammen, so war der Start mehr als nur holprig. Die Bell Labs, die zu AT&T gehörten zogen sich aus Multics zurück, dann gab es nur eine alte PDP-7 mit nur sehr wenig Ressourcen und es gab zu dieser Zeit nur Assembler und keine Hochsprache wie C, was beide gleich mit dazu entwickelten. Ein aus heutiger Sicht glücklicher Umstand ist der, dass es AT&T als Besitzer der Bell Labs 1956 gerichtlich untersagt wurde sich geschäftlich in anderen Bereichen, außer der der Telekommunikation zu betätigen. Daher “kostete” die Unix Lizenz nur soviel wie die Datenträger, um eine Kopie davon zu erhalten. Das förderte die Verbreitung und im Besonderen in den Universitäten. Sieht man sich den Stammbaum an, erkennt man sehr schnell, die Bedeutung von Unix bis heute. Zu der Tragweite kann man aber Linux mit dazu zählen, obwohl es nicht zum Unix-Stammbaum gehört. Trotzdem basiert Linux mehr oder weniger genau auf der Idee der beiden Entwickler. In meiner Uni-Zeit war das noch eine “Glaubensfrage”, als Mitglied der UNIX-AG Linux gut zu finden, ok, ganz so schlimm war es dann doch nicht ;-). Wenn man so möchte, dann ist FreeBSD der Versuch Unix auf x86’er Hardware zu portieren und Linux ist der Versuch ein unixoides Betriebssystem auf x86’er Hardware nachzubauen. Wobei das eine nicht abstürzt und das noch stabiler ist. Man darf es sich aussuchen und aus heutiger Sicht hat Linux die Nase (leicht) vorne.
Der Erfolg aber und dabei schließe ich Linux ausdrücklich mit ein, ist von einer Tragweite, die selbst heute nicht wirklich zu begreifen ist. Aus Sicht des Anwenders, wird das aber wahrscheinlich nicht so wahrgenommen. Im Unternehmen und auch zu Hause ist Windows die vermeintlich vorherrschende Plattform, beim PC ja, aber dann hört es auch schon auf. Dabei sind alle Smartphones und Tablets bei Apple direkt und bei Android indirekt auf Unix zurückzuführen. Dazu kommen die unzähligen IoT Geräte, die fast immer auf Linux oder Teile davon nutzen. Was aber Linux schon immer und Unix in großen Teilen verwehrt geblieben ist, war der Erfolg auf dem Desktop. Der Erfolg auf dem Desktop gab es nur durch Apple seit macOS X, welches seine Wurzen in FreeBSD hat. Die Zeiten der echten Unix-Workstations sind schon lange vorbei und Windows hat sich durchgesetzt, was aber nicht für andere Bereiche gilt.
Das Internet ohne Systeme, die ihre Wurzeln oder auf den Ideen von Unix basieren ist nicht vorstellbar. Netzwerkkomponenten von Juniper nutzen FreeBSD, viele andere Hersteller Linux. Cisco ist da mit dem IOS noch eine Ausnahme, aber NX-OS (Nexus) hingegen basiert ebenfalls auf Linux. Auch Hersteller von Firewalls wie Fortinet, CheckPoint & Co. nutzen die eine oder andere Basis. Dazu kommen dann viele andere Hersteller von Netzwerkkomponenten, wie Switches oder Access Points, die alle auf Linux aufsetzen oder auch die FritzBox von AVM bzw. viele andere Router. Dann lassen sich noch viele Telefonanlagen und VoIP Telefone dazu zählen. Weiter sind es die Cloud Infrastrukturen die zu großen Teilen genau darauf beruhen. Selbst in der Top500.org gibt es aktuell kein OS was nicht darauf basiert. Das Internet wie wir es heute kennen wurde auf einen Next-Cube erfunden. Man könnte sagen, bei allem Großen basiert es darauf was Ken Thompson und Dennis Ritchie damals geschaffen habe, nebst eigener Zeitrechnung, der Unixzeit, sie beginnt am 1. Januar 1970 um 0:00 Uhr. Den nächsten Artikel im Blog gibt es (dezimal) 1596267000.