Linux auf dem Desktop – jein.

Die aktuelle Diskussion zwischen Linus Torvalds und dem Gnome-Desktop Initiator Miguel De Icazas wird wieder eine erneute Debatte um Linux auf dem Desktop entfachen. Die Frage; ob Linux reif für den Desktop ist, kann nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantwortet werden. Hier spielen die Rahmenbedingungen eine sehr große Rolle. Aber auch der Wille sich bewusst für einen anderen Weg zu entscheiden. Dabei können die Gründe für den Einsatz von Linux vielseitig sein. Auf der anderen Seite sprechen aber ebenfalls, abhängig von den Rahmenbedingungen, viele Gründe gegen den Einsatz von Linux auf dem Desktop.

Über die Qualität von Linux und den Applikationen braucht man nicht zu streiten. Linux ist eine feste Größe im Server-Bereich und das auch für unternehmenskritische Anwendungen. Zu ihnen gehören SAP und Oracle, viele Appliances im VMware Umfeld und Linux stellt die Basis vieler Systeme, wie zum Beispiel für Load Balancer –  um nur einige Beispiele zu nennen. Auch wenn es gerne „Grabenkriege“ zwischen den Verfechtern von BSD und Linux gibt – zwischen „stürzt nicht ab“ und ist „noch stabiler“ darf sich dann jeder selbst entscheiden. Aber dies ist alles nur ein Teil der Anforderungen, um im Unternehmensumfeld zu bestehen. Sind die Rahmenbedingungen eher einfach gehalten, wie Office, Email und Internet, und spielt die Interaktion mit Partnern und Kunden eine eher untergeordnete Rolle, kann sehr viel für den Einsatz von Linux auf dem Desktop sprechen. Wird aber allerdings Anwendungssoftware benötigt, die nicht für Linux zur Verfügung steht, ist der Einsatz von Linux auf dem Desktop damit obsolet.

Zum Einsatz im Unternehmen und hier insbesondere auf dem Desktop gehören aber noch mehr Rahmenbedingen die erfüllt werden müssen. Einer der wichtigsten Punkte ist das zentrale Management. Gerade hier spricht (zurzeit) noch mehr für den Einsatz von anderen Systemen auf dem Desktop statt Linux. Dies bedeutet zwar nicht, dass es für Linux kein zentrales Management gibt. Im Gegenteil, mit Novell’s ZEN und Ubuntus Landscape gibt es sogar kommerzielle Produkte für diesen Bereich. Auch lassen sich die vorhandenen OpenSource Ansätze bzw. Lösungen mit etwas Handarbeit sicherlich an die eigenen Wünsche anpassen, nur es ist nicht gerade trivial ein solches Management zu implementieren. Dazu kommt noch, dass im Großteil der Unternehmen Microsoft Systeme anzutreffen sind. Damit gibt es mehr oder weniger schon ein zentrales Management in Form der AD. Somit bedeutet der Einsatz auf dem Desktop ein zusätzliches Management für die Linux Systeme aufzubauen.

Alleine das Bespiel „Management“ zeigt, dass selbst ein präferierter Einsatz von Linux auf dem Desktop für ein ganzes Unternehme weitreichende Konsequenten hat, die deutlich über die reine Möglichkeit der zur Verfügung stehenden Anwendungssoftware hinausreichen. Selbst wenn alles an Anwendungssoftware und zudem die Akzeptanz der Anwender da ist, es immer noch am Management der Desktops scheitern kann.

Trotzdem sprechen auf der andere Seite sehr viele Gründe für den Einsatz von Linux auf dem Desktop. Ganz weit vorne ist das Thema Sicherheit und hier insbesondere die Anfälligkeit von Schadcode. Der größte Teil des vorhanden Schadcodes hat das Ziel Windows Systeme anzugreifen. Diese Art von Schadcode kann somit einem Linux System nichts anhaben. Dazu kommt noch, dass für Linux neben den üblichen Sicherheitssystemen, wie dem der UNIX Rechte und Firewall, noch zusätzliche Systeme wie SElinux und appamor existieren. Grundsätzlich bieten Linux Systeme von Haus aus sehr gute Möglichkeiten zum Aufbau einer hochsicheren Desktop-Umgebung.

Bei all dem für und wider einer Linux Desktop Umgebung ist das Fazit nach wie vor jein. Es sind einfach zu viele Faktoren, die eine Entscheidung in die eine oder andere Richtung beeinflussen. Für die meisten kommt es sowieso nicht in Betracht auch nur die Überlegung anzustellen, Linux auf dem Desktop einsetzen zu wollen. Denn ohne ausreichendes Linux KnowHow ist dies ein Projekt, was direkt zum Scheitern verurteilt ist, Trotzdem hat es Linux oder UNIX auf den Desktop geschafft, zwar in gänzlich anderer Form, aber es ist da schon lange angekommen.

Indirekt ist Linux die Basis vieler ThinClients und das OS was „drunter“ läuft. Schaut man weiter über den Tellerrand und betrachtet den Einsatz von UNIX auf dem Desktop, so hat es weder IBM mit den ehemaligen RS Systemen, noch SGI oder SUN es mit diversen Workstations geschafft. Wer UNIX auf den Desktop gebracht hat ist Steve Jobs und dies in Verbindung mit Apple. Als Steve Jobs damals Apple verlassen hatte, gründete er „Next“ und legte schon damals ohne es zu ahnen den Grundstein für das aktuelle Apple MacOS X. Apple hat somit UNIX auf den Desktop gebracht. Denn es basiert auf FreeBSD um den Kreis zum Anfang des Artikels zu schließen. In der Quantität steht MacOS X zwar immer noch bei den Installationen hinter Windows zurück, aber gemessen an den Linux Desktops ist es der unangefochtene Spitzenreiter in Sachen UNIX auf dem Desktop.