Um IPv6 einzuführen, müssen zuerst die „Hausaufgaben“ gemacht werden. Denn ohne solide Basis ist das Projekt „IPv6“ schon von vornherein zum Scheitern verurteilt. Wie bei allem ist die Vorbereitung wichtig und gerade bei IPv6 im Besonderen. Alle Teilbereiche der kompletten IT-Infrastruktur sind betroffen. Manche werden nur tangiert, andere wiederum im vollen Umfang.
Die „Hausaufgaben“ die anstehen sind nicht so trivial wie sie vielleicht auf den ersten Blick scheinen. Der erste Schritt ist die Bestandsaufnahme der kompletten IT. Sie beginnt bei den aktiven Netzwerkkomponenten und endet bei den Anwendungen – einmal die IT vom OSI Layer 2 bis 7. Bei diesem Umfang kann also von trivial keine Rede mehr sein.
Alleine der Bereich der Netzwerk-Switche hält manche Fallstricke bereit. Selbst wenn ein etwas in die Jahre gekommener Switch keine Probleme mit Multicast hat, so kann es durchaus sein, dass das Management nur mit IPv4 zurecht kommt. So lange solche Switche im Einsatz sind, ist zum Beispiel ein nativer Einsatz von IPv6 nicht möglich. Sicherlich kann man in diesem Fall das Management-Netzwerk weiter auf IPv4 betreiben. Dies aber impliziert dann einen Mischbetrieb, der zumindest für die administrativen Systeme bei der Planung zu berücksichtigen ist.
Bei Gateways, Routern und Firewalls wird es dann noch etwas komplizierter. Diese Systeme müssen all diejenigen IPv6-Funktionen unterstützen, die für den Umzug benötigt werden. Da ja nicht jedes Feature in jeder Umgebung benötigt wird, es aber trotzdem wichtig ist, diese der jeweiligen Geräte zu kennen, kommt man um eine umfangreiche Bestandsaufnahme nicht herum.
Als nächstes sind die Betriebssysteme an der Reihe. Zwar bieten Windows Server 2003 und XP prof. auch die Unterstützung von IPv6, aber diese muss entsprechend ausgerollt werden. Windows Server 2008 und Windows 7 kommen per Default mit IPv6 Unterstützung. Auch bei Linux und BSD-Varianten ist IPv6 schon seit Jahren implementiert. Trotzdem gilt zu prüfen, welche Systeme die Unterstützung schon aktiviert haben und welche noch nicht.
Die Anwendungen stellen wohl den umfangreichsten Teil der Bestandsaufnahme da. Vor allem sind es hier die „Altlasten“ die es unter Umständen einem unmöglich machen auf IPv6 zu wechseln. Hier wird man ohne Test-Szenarien und Verhaltensanalysen oft nicht in der Lage sein zu beurteilen ob der Einsatz unter IPv6 wie gewünscht funktioniert.
Die umfassende Bestandsaufnahme mit der Prüfung auf die benötigten IPv6-Fähigkeiten benötigen viel Zeit und Fleißarbeit. Aber hier ist es besonders wichtig sehr sorgfältig alle Informationen zusammenzutragen. Denn auf diese Basis baut das ganze Projekt IPv6 im Anschluss auf.